Wer glaubt, dass mit dem Fallen der letzten Blätter die Gartensaison endgültig vorbei ist, der irrt. Gerade der Übergang vom Spätherbst in den Dezember bietet ambitionierten Gärtnern entscheidende Zeitfenster. Es ist jene Phase, in der die Weichen für das kommende Frühjahr gestellt werden – sei es durch die Neupflanzung von Obstgehölzen oder den Schutz des Bestands vor dem herannahenden Frost.
Der ideale Zeitpunkt für die Obstbaum-Pflanzung
Während sich die Natur oberirdisch zurückzieht, herrscht im Erdreich noch rege Betriebsamkeit. Der Herbst gilt als optimaler Zeitpunkt, um neue Obstbäume zu setzen. Da die Bäume ihr Laub bereits abgeworfen haben, fließt die gesamte Energie in die Wurzelbildung, was ein kräftiges Anwachsen begünstigt. Zwar ist bei Containerware prinzipiell auch eine Pflanzung im Frühjahr möglich, doch gerade für sogenannte wurzelnackte Bäume – diese werden meist ohne Erdballen, oft nur in einem Sackerl verpackt, angeboten – ist jetzt die beste Zeit.
Die Auswahl der richtigen Sorte verlangt dabei Weitsicht. Ein Blick auf das Etikett verrät nicht nur Wuchshöhe und Erntezeit, sondern auch essenzielle Informationen zur Bestäubung. Viele Obstbäume, seien es Äpfel, Birnen, Kirschen oder Quitten, sind auf einen passenden Partnerbaum in der Nachbarschaft angewiesen. Fehlt dieser, muss auf selbstfruchtbare Sorten zurückgegriffen werden. Um die regionale Vielfalt zu fördern, lohnt sich oft der Griff zu alten, heimischen Sorten. Achten Sie beim Kauf zudem auf den Gesundheitspass, mit dem Baumschulen die Qualität ihrer Züchtungen bescheinigen.
Vorbereitung des Bodens und das richtige Maß
Ein erfolgreicher Start beginnt bereits vor dem eigentlichen Setzen. Es empfiehlt sich, das Pflanzloch ein bis zwei Wochen im Voraus auszuheben. Um dem jungen Baum ausreichend Nährstoffe mitzugeben, sollte der Aushub mit Kompost und Hornspänen angereichert werden. Diese Mischung hat so genügend Zeit, sich zu verbinden. Hornspäne sind dabei besonders wertvoll, da sie ihre Inhaltsstoffe langsam abgeben und dem Baum pünktlich zum Wachstumsstart im Frühling Energie liefern.
Beim Einsetzen ist Präzision gefragt: Die Veredelungsstelle – erkennbar als Verdickung im unteren Stammbereich – muss zwingend aus dem Erdreich ragen. Wird der Baum zu tief gesetzt, riskiert man, dass die Edelsorte eigene Wurzeln bildet und der eigentlich schwachwüchsige Unterbau seine bremsende Wirkung verliert. Das Ergebnis wären unerwünscht hoch schießende Bäume. Nach dem Festtreten der Erde und kräftigem Wässern sorgt ein Stützpfahl für Stabilität gegen Herbstwinde. Ein Schutz aus Draht oder Kunststoff bewahrt den jungen Stamm zudem vor hungrigem Wild.
Wettlauf gegen den Frost im Dezember
Auch wenn der Kalender bereits Dezember anzeigt und die Tage kurz sind, ist Panik im Garten fehl am Platz. Selbst wenn der Wintereinbruch unmittelbar bevorsteht, lassen sich noch wichtige Arbeiten erledigen. Experten betonen, dass gut getimte Handgriffe jetzt die Pflege im nächsten Jahr erheblich erleichtern. Solange der Boden nicht gefroren ist, können sogar noch Tulpen, Narzissen und Hyazinthen in die Beete gebracht werden. Das späte Setzen der Zwiebeln tut der Blütenpracht keinen Abbruch.
Gleichzeitig verlangt der Frostschutz Aufmerksamkeit. Kübelpflanzen sind jetzt besonders gefährdet. Ein Mantel aus Jute oder Luftpolsterfolie um die Töpfe sowie eine Abdeckung der Pflanzenkrone mit Vlies können Frostschäden verhindern. Eine Schicht aus organischem Mulch – etwa Rindenkompost, Stroh oder Laub – am Fuß der Pflanzen hält Feuchtigkeit im Boden und isoliert das Wurzelwerk. Sollte Schnee fallen, ist es ratsam, die Äste vorsichtig zu schütteln, um Schneebruch zu vermeiden.
Rückschnitt und Ernte für das Fest
Die kühle Jahreszeit eignet sich hervorragend für den Rückschnitt von Sträuchern. Mit einer sauberen, scharfen Schere sollten bei Rosen, Obststräuchern und Clematis totes oder sich kreuzendes Holz entfernt werden. Ziel ist es, das Zentrum auszulichten, um gesundes Wachstum zu fördern. Lediglich frühjahrsblühende Sträucher sollten erst nach der Blüte beschnitten werden.
Für Selbstversorger hält der Dezember noch eine Belohnung bereit: Wer rechtzeitig Wurzelgemüse, Kohl oder Pastinaken angebaut hat, kann nun für das Weihnachtsessen ernten. Das Gemüse sollte idealerweise kurz vor den Feiertagen aus der Erde geholt oder in feuchtem Sand gelagert werden. Achten Sie beim Ernten auf Fäulnis, um die Lagerfähigkeit der restlichen Ernte nicht zu gefährden.
Verantwortung für die Tierwelt
Abschließend sollte der Blick auf die tierischen Gartenbewohner nicht fehlen. Wenn Frost und Kälte einziehen, werden Futterquellen knapp. Das Auffüllen von Futterstellen und das Bereitstellen von frischem Wasser sind essenziell. Besonders energiereiches Futter wie Talg hilft Vögeln, ihre Körpertemperatur zu halten. Auch liegengelassene Holzhaufen erfüllen einen Zweck: Sie bieten Igeln und Insekten willkommenen Unterschlupf in der kalten Jahreszeit.