Zimmerpflanzen, insbesondere Palmen, sind ein beliebter grüner Akzent in vielen Wohnungen. Sie schaffen eine sommerliche Atmosphäre und gelten oft als relativ pflegeleicht. Die meisten Arten benötigen nicht übermäßig viel Wasser und überstehen auch kurze Trockenperioden, etwa während eines Urlaubs. Doch die Welt der Zierpflanzen ist weitaus komplexer und reicht vom einfachen Heimbedarf bis hin zur hochspezialisierten, kommerziellen Landwirtschaft.
Pflegetipps für gängige Zimmerpflanzen
Generell gilt für viele dieser Pflanzen, dass die Raumluft nicht zu trocken sein darf, sonst bilden sich schnell braune Blattspitzen. Gelbe Spitzen können sowohl auf zu viel als auch auf zu wenig Wasser hindeuten. Ein heller Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung ist meist ideal. Beim Düngen ist Sparsamkeit geboten; oft reicht dies während der Wachstumsperiode im Frühling und Sommer. Hier kann spezieller Flüssigdünger oder, bei Pflanzen, die sauren Boden mögen (wie Kentia- oder Goldfruchtpalme), auch trockener Kaffeesatz verwendet werden.
Nicht jede „Palme“ ist eine Palme
Interessanterweise sind viele Pflanzen, die wir umgangssprachlich als „Palmen“ kennen, botanisch gesehen gar keine. Die beliebte Yucca, oft Riesen-Palmlilie genannt, gehört beispielsweise zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae). Sie ist anspruchslos, bevorzugt helle Standorte und kann von Mai bis Oktober sogar ins Freie. Bestimmte Sorten sind bedingt frosthart. Ähnliches gilt für den Drachenbaum (Dracaena), der ebenfalls ein Spargelgewächs und ideal für Anfänger ist. Er mag es hell bis halbschattig und benötigt eine hohe Luftfeuchtigkeit. Vorsicht ist jedoch bei beiden geboten: Obwohl nicht als stark giftig eingestuft, können sie bei Verzehr durch Kleinkinder oder Haustiere Magen-Darm-Beschwerden auslösen.
Die Goldfruchtpalme – Ein anspruchsvollerer Fall
Die aus Madagaskar stammende Goldfruchtpalme (Dypsis lutescens) ist da schon anspruchsvoller. Sie wächst zwar langsam, kann aber auch im Topf beachtliche Höhen von bis zu drei Metern erreichen. Sie benötigt konstante Temperaturen – um die 20 Grad Celsius im Sommer und 18 Grad im Winter – und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Regelmäßiges Besprühen, besonders im Winter, ist ratsam. Staunässe verträgt sie nicht, austrocknen darf sie aber auch nie.
Der Übergang: Vom Wohnzimmer zum kommerziellen Anbau
Während die Pflege dieser Zimmerpflanzen oft eine private Leidenschaft ist, stellt der kommerzielle Anbau von Zierpflanzen eine ganz andere Herausforderung dar. Ein Sektor, der stark saisonalen Zyklen folgt, ist die Produktion von Schnittgrün, wie etwa Ilex (Stechpalme).
Ilex: Ein Saisongeschäft mit langer Vorlaufzeit
Was bei KMB Flowers in den Niederlanden als kleine Ecke begann, hat sich zu einem vollwertigen Winterprogramm für das Label „Radical Wonders“ von Coloríginz entwickelt. Der Züchter Mark Bouw, dessen Hauptgeschäft eigentlich Sonnenblumen sind, suchte vor einigen Jahren nach einer Möglichkeit, die Saison zu verlängern. Die Wahl fiel auf Ilex, ein klassisches Outdoor-Produkt mit starkem Volumenpotenzial. Die Idee wuchs, und aus einer kleinen Testfläche entstand in Partnerschaft mit Coloríginz eine großflächige Qualitätsproduktion.
Neun Jahre bis zur vollen Ernte
Der Anbau von Ilex ist allerdings nichts für Ungeduldige. Mark Bouw erklärt, dass von der Bestellung einer Jungpflanze bis zur vollen kommerziellen Produktivität rund neun Jahre vergehen. „Man hat zwei Ernten, bei denen nicht viele Stiele anfallen“, so Bouw. „Erst ab der dritten Ernte ist die Pflanze fast erwachsen und wirklich gut für die Produktion.“ Der Anbau läuft in einem zweijährigen Rhythmus. Man schneidet die Pflanze zurück, damit im Folgejahr gute, lange Stiele wachsen, die man dann im Jahr darauf erntet.
Ein Markt für Spezialisten
Diese lange Feedback-Schleife macht Ilex zu einer Kultur für Spezialisten. Jede Änderung in der Anbaustrategie – sei es beim Schnitt, bei der Düngung oder der Sortenwahl – zeigt ihre Wirkung erst zwei Jahre später. Zudem, so Bouw, gäbe es weniger Ilex-Züchter als etwa bei Pfingstrosen, und viele seien zurückhaltend mit ihrem Wissen. Man muss also genau beobachten und aus eigenen Fehlern lernen.
Von Gelb zu Rot: Sorten und Vermarktung
KMB Flowers konzentriert sich auf vier Hauptsorten. Die Saison beginnt mit der gelben ‚Citronella‘, geht über ‚Cresgold‘ und ‚Wintergold‘ (orange) und mündet schließlich in die rote ‚Verticillata‘ für die Weihnachtszeit. Die längsten gelieferten Stiele messen 1,20 Meter und sind, wie Bouw betont, von oben bis unten schwer mit Beeren besetzt. „Ein 1,20-Meter-Stiel hat mindestens 70 Zentimeter Beeren“, erklärt er. Während diese langen Stiele oft in Hotel-Lobbys oder für große Arrangements verwendet werden, liegt der Hauptfokus auf der Belieferung des Einzelhandels über Coloríginz, wo die Ilex-Zweige in fertigen Sträußen und Mischungen für Konsumenten verarbeitet werden.