22 Dezember 2025
Von der Wüste auf die Fensterbank: So bringen Sie Ihre Kakteen zum Blühen

Von der Wüste auf die Fensterbank: So bringen Sie Ihre Kakteen zum Blühen

Lange Zeit haftete Kakteen der Ruf an, langweilig, stachelig und ein wenig altmodisch zu sein – ein Relikt auf dem Fensterbrett der Großmutter. Dieses Image ist jedoch längst überholt. Wer sich näher mit den robusten Sukkulenten beschäftigt, entdeckt schnell ihren besonderen Zauber, der sich spätestens dann entfaltet, wenn die Pflanzen ihre spektakulären Blüten zeigen. Doch Vorsicht ist bereits beim Erwerb geboten: In manchen Geschäften finden sich Exemplare, auf denen künstliche Blüten mit Heißkleber befestigt wurden. Dies schadet dem Gewebe der Pflanze massiv, weshalb von solchen „Mogelpackungen“ dringend abzuraten ist.

Licht und Luft: Der ideale Standort

Die Beliebtheit der Kakteen rührt nicht zuletzt daher, dass sie als pflegeleicht gelten. Dennoch haben sie klare Ansprüche. Die meisten bei uns erhältlichen Arten stammen ursprünglich aus sonnendurchfluteten, trockenen Regionen und benötigen daher zwingend einen hellen Standort. Ein Platz am Südfenster oder in einem lichtdurchfluteten Wintergarten ist ideal. Was sie hingegen gar nicht vertragen, ist Zugluft.

In den Sommermonaten profitieren die Pflanzen durchaus von einem Aufenthalt im Freien, etwa auf dem Balkon oder der Terrasse. Hierbei sollte jedoch ein windgeschützter und vor allem überdachter Platz gewählt werden, damit die Wüstenbewohner nicht unkontrolliertem Regen ausgesetzt sind.

Das richtige Maß beim Gießen und Düngen

Der wohl häufigste Fehler in der Pflege ist gut gemeint, aber fatal: zu viel Wasser. Da Sukkulenten Feuchtigkeit über lange Zeiträume speichern können, überstehen sie Trockenperioden in ihrer natürlichen Umgebung problemlos. Staunässe hingegen führt unweigerlich zu Fäulnis. Gegossen wird daher erst, wenn das Substrat spürbar trocken ist. Hierbei empfiehlt sich die Verwendung von abgestandenem Wasser oder, noch besser, Regenwasser.

Eine bewährte Methode ist das Tauchen: Der gesamte Topf wird kurz in ein Wasserbad gestellt, bis sich die Erde vollgesaugt hat. Danach muss die Pflanze gut abtropfen. In der Wachstumsphase zwischen April und August unterstützt ein spezieller Flüssigdünger die Vitalität. Umgetopft werden muss nicht oft; je nach Wachstumsgeschwindigkeit genügt dies alle zwei bis fünf Jahre, vorzugsweise im Frühling oder Herbst, wobei ein lockeres Spezialsubstrat verwendet werden sollte.

Die Kunst der Überwinterung

Damit ein Kaktus blüht, benötigt er zwingend eine Ruhephase, die in unseren Breiten meist von Oktober bis März andauert. Die genauen Bedingungen variieren je nach Gattung. Während manche Arten wie Melocactus einfach extrem wenig Wasser benötigen – oft reichen alle drei bis vier Wochen ein paar Tropfen – und an einem kühlen Fensterplatz verbleiben, fordern andere einen Umzug. Viele Gattungen bevorzugen im Winter ein Quartier mit Temperaturen zwischen 8 und 15 Grad.

Wichtig ist, dass das Substrat beim Umzug bereits trocken ist. Ab März werden die Pflanzen dann langsam durch Besprühen wieder an Feuchtigkeit und wärmere Temperaturen gewöhnt. Bleibt die Blüte dennoch aus, kann es schlicht am Alter liegen: Manche Arten brauchen über zehn Jahre, bis sie sich erstmals von ihrer bunten Seite zeigen.

Der Weihnachtskaktus: Ein Sonderfall im Winter

Eine prominente Ausnahme im Pflegekalender bildet der Weihnachtskaktus (Schlumbergera x buckleyi). Er bringt gerade in den trüben Wintermonaten Farbe in die Wohnung, wenn er zwischen November und Jänner seine roten oder rosafarbenen Blüten öffnet. Im Gegensatz zu seinen Verwandten aus der Wüste verträgt er zwar keine Staunässe, ist aber auch weit weniger tolerant gegenüber extremer Trockenheit.

Die Pflege des Weihnachtskaktus verlangt etwas mehr Fingerspitzengefühl, da sich sein Wasserbedarf zyklisch ändert. Im Herbst, vor der Blüte, sollte das Gießen reduziert werden – alle paar Wochen genügt, sofern die oberste Erdschicht abgetrocknet ist. Sobald sich jedoch im Winter die Knospen öffnen, steigt der Durst der Pflanze. Trocknet sie jetzt aus, wirft sie die Blüten ab. Aber auch hier gilt: Nicht ertränken. Anstatt die Wassermenge drastisch zu erhöhen, ist es ratsam, die Frequenz anzupassen. Wer beispielsweise sonst alle zwei Wochen eine Tasse Wasser gibt, sollte während der Blütezeit wöchentlich eine halbe Tasse verabreichen. So bleibt die Erde gleichmäßig feucht, ohne nass zu sein. Nach der Blüte, im späten Winter, darf die Gießkanne dann wieder öfter ruhen.

Vermehrung leicht gemacht

Wer seine Sammlung erweitern möchte, muss nicht zwingend in den Handel gehen. Die Vermehrung ist oft erstaunlich simpel. Manche Kakteen bilden sogenannte Kindel, kleine Ableger, die einfach abgetrennt und eingepflanzt werden. Bei anderen Arten, wie auch dem Weihnachtskaktus, lassen sich Seitentriebe als Stecklinge nutzen. Entscheidend ist hierbei, die Schnittfläche erst vollständig abtrocknen zu lassen, bevor der Steckling in trockene Anzuchterde gesetzt wird. Eine Sprühflasche mit warmem Wasser sorgt in der ersten Zeit für die nötige, sanfte Bewässerung.